Warum Nachbetreuung?
In der stationären Therapie werden in einem gesicherten Rahmen wichtige Schritte gemacht:
- körperliche und psychische Stabilisierung
- Distanz vom Suchtverhalten und dem jeweiligen Umfeld
- Erkennen von Zusammenhängen und erste Ansätze zur Aufarbeitung dessen, was zur Sucht führte
- Planung und Entwicklung von Handlungsalternativen
- Erproben von neuen Kommunikationsformen mit Mitpatienten
Warum dann aber Nachbetreuung?
Nicht der erste Schluck Alkohol, nicht der erste Konsum von Heroin oder nicht das erste Spielen mit Geld ist der Anfang der Suchtentwicklung. Es sind viele Faktoren – wie z. B. Umwelt (Familie, Herkunft, Arbeit, Wohnen), Persönlichkeit (Selbstvertrauen, Lösungskompetenzen, Frustrationstoleranz, Stärken, Schwächen), Suchtform (Verfügbarkeit, Wirkung) etc. – die zur Entstehung einer Sucht beitragen.
Durch diese unterschiedlichen Faktoren, entwickeln sich individuelle, meist auch unauffällige Verhaltensmuster. Treten bestimmten Belastungsfaktoren auf, können die einmal festgesetzten, ausweichenden Verhaltensmuster, wie z. B. trinken, spielen, kiffen etc., die Situation vermeintlich entschärfen.
Nach einer stationären Therapie kann der Alltag mit neuer Kraft und Energie angegangen werden. Das in der Therapie neu Erlernte ist jedoch oft noch sehr zerbrechlich. Es fehlt meist an der notwendigen Stabilität beim Durchhaltevermögen, Konfliktlösungskompetenz, Gesprächskultur, Freizeitgestaltung, Kontaktfähigkeit oder Vertrauen. So kann es im Alltag schnell wieder zur Überforderung kommen.
Nachbetreuung begleitet und hilft das Erlernte zu vertiefen. Es werden gemeinsam Lösungsstrategien entwickelt um mit den Belastungsfaktoren – seien es aktuelle Ereignisse oder in der persönlichen Geschichte verankernde Erlebnisse – besser umgehen zu können.
Wir unterstützen bei der Arbeits- und Wohnungssuche, aber auch bei anderen persönlichen Angelegenheiten oder Amtsgängen. Nicht durch das Abnehmen von Aufgaben, aber durch unsere Unterstützung und Begleitung werden die Betroffen gestärkt.
Aus unserer Erfahrung sollte die Nachbetreuung in regelmäßigen Abständen über 1 bis 2 Jahre in Anspruch genommen sowie Bezugspersonen miteinbezogen werden. Eine frühzeitige Planung der Nachbetreuung erleichtert den Beginn und die Zeit nach einer stationären Therapie.