Sie sind hier: Startseite / Beiträge / Online-Spielsucht

Online-Spielsucht

Zunehmender Verlust der Balance zwischen virtuellen und tatsächlichen Verpflichtungen

Online-Spiele
Gemeinsamkeiten der meisten Online-Spiele sind die Übernahme einer Rolle oder Spielfigur, das Lösen von Aufgaben, die ständige Weiterentwicklung eines Spieles ohne Ende, um eine dauerhafte Bindung herzustellen, die Verknüpfung mit sozialer Interaktion (Chatten), sodass ein Gemeinschaftserlebnis und ein Gefühl einer Zugehörigkeit entsteht.

Voraussetzungen für diese Spielformen sind Internet-Zugang und Grundversionen, die ca. 30 bis 40 Euro kosten. Hinzukommen monatliche Grundgebühren und die Notwendigkeit, sich immer wieder aufzurüsten.

Im Unterschied zu stoffgebundenen Abhängigkeiten – z. B. Alkohol oder Drogen – liegt bei der Online-Spielsucht ein problematisches Verhalten vor, das zwanghaften Charakter entwickeln und zu Abhängigkeit führen kann. Es handelt sich um ein ausuferndes, willentlich nicht mehr eingrenzbares, exzessives Spielen am PC.

Übliche Kriterien für Sucht wie Entzugserscheinungen beim Aufhören, Vernachlässigung anderer Interessen oder schädliche Folgen wie Leistungsabfall, Schulden oder körperliche und psychische Beeinträchtigungen lassen sich auch hier feststellen. Verlockungen dazu ergeben sich einerseits daraus, dass im Körper Glückshormone ausgeschüttet werden und andererseits aus steigendem Prestige innerhalb der Spielergemeinschaft.

Im Hintergrund einer Entwicklung von süchtigem Spielverhalten stehen die Wünsche nach Stressbewältigung, Loswerden von Frust, Unsicherheit und Ängsten, Flucht aus einer belastenden Wirklichkeit sowie die Sehnsucht, Erfolge zu erleben und Kontakte zu knüpfen, angenehme Rollen übernehmen und das Abtauchen in eine virtuelle Welt.

Körperliche Folgen können z. B. Sehstörungen, Schlafprobleme, Abmagerung oder Austrocknung sein, weil die Betroffenen mit ihrer Aufmerksamkeit so auf die fiktive Welt konzentriert sind, dass sie sich nicht mehr ausreichend um Essen, Trinken oder Schlafen kümmern. Soziale Folgen sind Isolation, Schulversagen, Job- und Beziehungsverlust, Schulden usw. Psychische Folgen sind z. B. seelische Störungen oder Kontaktverlust zur Realität. Werden Betroffene von den Angehörigen auf ihr Verhalten angesprochen, reagieren sie oft unverhältnismäßig aggressiv.

An Gefahren ergeben sich ein zunehmender Verlust der Balance zwischen virtuellen und tatsächlichen alltäglichen Verpflichtungen und ein Gruppendruck, der dazu führt, dass Betroffene in innere Konflikte geraten. Sie fühlen sich gespalten in der Verantwortung zwischen Familie, Beruf oder Schule und der Spielergemeinschaft. Der Kontakt zur realen Familie tritt oft immer mehr in den Hintergrund und die Spieler sind weniger erreichbar und zunehmend gefangen in der virtuellen Welt.

Ziele
Für die Spieler ist es wichtig, wieder zu entdecken und zu lernen, dass es ein Leben abseits des Bildschirms gibt. In die Realität zurück zu finden bedeutet, einen kontrollierten Umgang mit PC und Internet einzuüben. Denn Abstinenz von diesen unerlässlichen Kommunikationsmitteln würde nur neue Probleme aufwerfen, da der versierte Umgang mit diesen Medien heute zu einer Schlüssel-Qualifikation geworden ist.

Bei zunehmender Entgleisung des Spielverhaltens kommen Angehörige oft immer weniger an die Betroffenen heran. Daher ist es wichtig, Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich an Beratungsstellen wenden. Dort geht es vor allem um das Entwickeln von neuen Sichtweisen, die Suche nach Interventionsstrategien sowie das Setzen von wirksamen Grenzen.

Wenn Sie als Selbstbetroffener oder Angehöriger Fragen zu dieser Problematik haben oder ein Beratungsgespräch wünschen, wenden sie sich an die Beratungsstelle Clean. Dieses Angebot kann kostenlos und anonym wahrgenommen werden, weil alle Mitarbeiter an die Schweigepflicht gebunden sind.